Frauen bei Berufswechsel oft schlechter gestellt

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Ein Berufswechsel macht sich vor allem dann bezahlt, wenn Arbeitnehmende in verwandte Tätigkeiten wechseln. Das Lohnplus kann dann um bis zu 3.500 Euro brutto pro Jahr höher ausfallen als bei einem Wechsel in nicht verwandte Berufe. Wie in zahlreichen anderen Situationen am Arbeitsmarkt sind Frauen gegenüber Männern allerdings benachteiligt, wenn sie ihre Beschäftigung wechseln. Eine Berufsausbildung verbessert zwar auch für Frauen die Aufstiegsmöglichkeiten, sie kann aber die Benachteiligung im Geschlechtervergleich nicht lösen. So gelingt bei Männern mit Ausbildung in 82 Prozent der Wechsel der Aufstieg vom Helfer zur Fachkraft, bei Frauen sind es nur knapp 77 Prozent. Ebenso ist für Frauen das Risiko eines Abstiegs aus einer Tätigkeit als Fachkraft deutlich größer, wenn sie den Job wechseln. Auch mit Ausbildung führen bei Frauen 13 Prozent der Wechsel zum Abstieg, bei Männern nur 9 Prozent.

“Diese Situation resultiert unter anderem aus der ungleichen Aufgabenverteilung in Familien und der unbefriedigenden Betreuungssituation der Kinder. Wenn durch eine faire Verteilung der Familienarbeit und bessere Betreuungsmöglichkeiten Frauen ihre beruflichen Unterbrechungszeiten verkürzen und ihre Arbeitszeiten erhöhen können, dann verbessert dies die Chancen von Frauen auch beim Jobwechsel”, sagt Tobias Ortmann, Arbeitsmarktexperte der Bertelsmann Stiftung.

Je mehr Wissen aus dem alten Beruf auch in der neuen Tätigkeit genutzt werden kann, desto größer ist die Aussicht auf einen erfolgreichen Jobwechsel. Bei einem Neustart in einem eng verwandten Beruf ist im Schnitt eine Gehaltsaufbesserung von knapp 3.500 Euro brutto pro Jahr möglich, bei einem Wechsel in einen zumindest noch wenig verwandten Job sind es immerhin noch knapp 2.500 Euro. Der Wechsel macht sich auch noch über Jahre bezahlt. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie von Bertelsmann, die erstmals die Distanz beruflicher Wechsel greifbar macht und damit Arbeitsmarkterfolge erklärt.

Bei einem erfolgreichen Wechsel steigt die Zahl der Arbeitstage

Ein erfolgreicher Wechsel erhöht zugleich auch die Produktivität. Wer in einem eng verwandten Job neu startet, ist im Schnitt 6,2 Tage pro Jahr mehr an seinem Arbeitsplatz als Beschäftigte, die in einen komplett fremden Beruf wechseln. Bei einem Wechsel in einen weniger verwandten Job sind es immerhin noch 4,3 Tage pro Jahr. In beiden Fällen erhöht sich also die Zahl der Arbeitstage. Tobias Ortmann: “Wenn mit dem Wechsel in einen nahen Beruf auch der Aufstieg gelingt, ist das sowohl für die Arbeitgeber als auch für die Arbeitnehmenden ein Gewinn: Arbeitgeber profitieren von produktiveren Beschäftigten und die Arbeitnehmenden von besser entlohnten Tätigkeiten. Eine höhere Erwerbsbeteiligung ist außerdem ein entscheidender Faktor im Kampf gegen den massiven Fachkräftemangel.”