Interview mit Dr. Birgit Reischl-Lenz, Department Head Software Development

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Im Rahmen von Digitalisierungsprozessen wird immer auch von KI – Künstlicher Intelligenz – gesprochen. Doch worum geht es dabei wirklich? Um das Managen von Big Data? Um die Auslagerung von Routinejobs an Roboter und KI-Systeme? Wo kommt KI heute schon zum Einsatz und wie hat sie Produkte, Prozesse oder Jobs konkret verändert? Und sieht die Zukunftsprognose für KI aus? Welche Rolle wird sie spielen und welche Auswirkungen wird das auf unser Leben, unsere Jobs und die Anforderungen an unsere Qualifikationen haben? WOMEN&WORK hat mit Dr. Birgit Reischl-Lenz gesprochen, Department Head im Bereich Software Development bei der DZ Bank, die ihr am 29. November LIVE beim Zukunfts-Talk “KI” kennenlernen könnt.

Hallo Frau Reischl-Lenz, schenken Sie uns gerne Einblicke in Ihre berufliche Laufbahn, und erzählen Sie uns etwas über Sie persönlich – sofern Sie dies teilen möchten.

Also, zunächst einmal: Für eine Karriere bei einer Bank habe ich ein recht ungewöhnliches Studium absolviert. Ich habe Chemie studiert und dann in Theoretischer Chemie promoviert. Während der Promotion habe ich Simulationsmodelle entwickelt und programmiert. Und so bin ich letztlich zur IT gekommen. Danach bin ich zu einem großen IT-Unternehmen gegangen, das war aber nur eine kurze Zwischenstation.

Seitdem, seit 26 Jahren, bin ich in der IT der DZ Bank zu Hause. Und ich denke, allein die lange Zugehörigkeit zeigt ja schon: Die DZ BANK hat mir immer viele Möglichkeiten geboten, mich und meine Fähigkeiten weiterzuentwickeln! Dadurch konnte ich zum Beispiel trotz Teilzeit und Homeoffice ziemlich früh Führungsverantwortung übernehmen. Und in der IT gibt’s ja keinen Stillstand, die entwickelt sich ständig weiter. Man hört also nie auf zu lernen. Das finde ich sehr spannend.

Was umfasst das Aufgabenspektrum einer Abteilungsleiterin „IT-Entwicklung Anwendungen“ der DZ BANK? Für was stehen Sie und Ihr Team?

Mit Blick auf das Berufsfeld Bank fällt den meisten wohl nicht gleich die Entwicklung von IT-Anwendungen ein. Aber der Einsatz von Software zur Abbildung und Abwicklung der Bankprozesse spielt hier eine große Rolle. Zum Teil handelt es sich dabei um Kauf-Software wie SAP, es werden aber auch viele marktdifferenzierende Eigenentwicklungen benötigt. Unser Anspruch ist es dann, zum einen die Fachbereiche mit unseren Anwendungen bestmöglich zu unterstützen bei der Digitalisierung ihrer Prozesse, und zum anderen die Kollegen von stupiden, eintönigen Arbeiten zu entlasten.

Das schafft Raum für kreative, wirklich wertschöpfende Tätigkeiten, und auch die unterstützen wir mit technologischen Innovationen. Ein Beispiel dafür ist der unternehmensweite Data Lake, den wir in den letzten Jahren in der Google Cloud aufgebaut haben. Dieses System ermöglicht übergreifende Analysen und bildet zugleich die Datenbasis für KI-Modelle. Unser Ziel dabei ist es, dass wir unseren Kolleginnen und Kollegen technologische Innovationen – wie z. B. ChatGPT – erstens schnell und zweitens sicher zur Verfügung stellen.

ChatGPT und Künstliche Intelligenz ist aktuell in aller Munde. Wo sehen Sie Chancen und Herausforderungen dieser Technologie?

Mit ChatGPT hat die Künstliche Intelligenz die Nerd-Community verlassen.

Plötzlich ist jeder in der Lage, KI zu nutzen. Allein diese Tatsache ist großartig. Viele Kolleginnen und Kollegen werden dadurch entlastet von zeitaufwendigen, aber nicht nutzbringenden Tätigkeiten, etwa bei der Zusammenfassung von Berichten. Ein anderes naheliegendes Beispiel ist die Ideenfindung für Workshops. Man muss aber auch verstehen: ChatGPT ist nicht „die Wahrheit“!

Es braucht den gesunden Menschenverstand, um Antworten einzuordnen und zu beurteilen. Wir sagen immer, dass die Modelle, die mit generativer KI arbeiten, nur Copilot sein dürfen, aber niemals Autopilot. Die Verantwortung verbleibt immer beim Menschen.

Das ist ja ein spannendes Aufgabenspektrum. Was fasziniert Sie am meisten an Ihrem Job?

Die IT ist ein unheimlich dynamisches Gebiet. Wenn ich an meine Anfänge zurückdenke: Meine Töchter können sich gar nicht vorstellen, dass es mal kein Internet gab! Der letzte technologische Sprung kam durch die neuen Möglichkeiten der Cloud zustande. Plötzlich kann ich Infrastrukturen und Plattformen wie Datenbanken automatisiert per Code „aufbauen“. Das bietet ganz neue, spannende Möglichkeiten hinsichtlich Schnelligkeit und Qualität. Man muss also immer offen für Neues sein, die Chancen erkennen und rechtzeitig die dazugehörigen Erneuerungsprozesse einleiten. Mit anderen Worten: In der IT wird’s nie langweilig!

Das ist eine gute Überleitung: Welche Chancen gibt es bei Ihnen in der Abteilung oder im gesamten IT-Bereich, speziell als Einstiegs- oder Entwicklungsmöglichkeiten für Frauen?

Wir sind ja leider immer noch in der Situation, dass der Frauenanteil in der IT generell recht überschaubar ist. In der DZ BANK liegen wir in der IT zwar leicht über dem Branchendurchschnitt, aber eigentlich hätten wir gerne viel mehr Frauen. Deshalb achten wir gerade bei unseren Trainee-Programmen sehr genau darauf, dass wir paritätisch entsprechend qualifizierte Frauen einstellen. Im Januar 2024 geht’s wieder los: Dann stellen wir viele neue Traineestellen auf unserer Karriereseite ein, und wir freuen uns auf interessante Bewerbungen! Auch unser Laufbahnmodell mit der Experten-, der Projektmanagement- und der Führungsschiene erlaubt ganz unterschiedliche Weiterentwicklungsmöglichkeiten. Und wie man an meinem Beispiel, aber auch an dem anderer Kolleginnen sieht: Es ergeben sich immer wieder tolle Entwicklungsmöglichkeiten für qualifizierte Kandidatinnen! Der IT-Bereich ist eben sehr dynamisch und vielfältig – in jeder Hinsicht!