Pinkflation – Inflation ohne Grund?

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Pinkflation: Seit einigen Monaten haben viele europäische Länder mit einer erheblichen Inflation zu kämpfen. Nach Angaben von Eurostat ist die jährliche Inflationsrate in der Eurozone im Juni 2022 auf 8,6 % gestiegen, gegenüber 8,1 % im Mai 2022. In Deutschland liegt die Inflation aktuell (Dezember 2022) bei über zehn Prozent. Allerdings sind Männer und Frauen von der Inflation unterschiedlich betroffen.

Mit der sogenannten „Pink Tax“ wird der Mehrpreis bezeichnet, der bei Produkten erhoben wird, die hauptsächlich von Frauen gekauft werden. Hierbei handelt es nicht um eine Steuer im eigentlichen Sinn, sondern um eine geschlechtsspezifische Preissteigerung – z.B. bei Körperpflege, Parfums oder Friseurdienstleistungen.

Anfang August 2022 veröffentlichte die NZZ gemeinsam mit dem Preisvergleichsportal Comparis eine Studie, in der aufgezeigt wird, dass die Preise für Frauenkleidung in der Schweiz seit dem Jahr 2000 um mehr als sechs Prozent gestiegen sind.

Doch das ist kein neues Phänomen. Schon 2007 stellte die amerikanische Investmentbank Merrill Lynch fest, dass die Teuerung je nach Geschlecht unterschiedlich ausfällt. Damals betrug die „weibliche Inflation“ 3,6 Prozent und damit das 18-fache der „männlichen Inflation“ von 0,2 Prozent. 

Was ist also der Grund dafür? Offenbar gibt es keinen, außer der (angeblichen) Tatsache, dass Frauen bereit sein sollen, mehr zu zahlen als ihre männlichen Kollegen. Die Autoren der NZZ-Studie stellten fest, dass weibliche Käufer offenbar weniger “elastisch” auf Preiserhöhungen bei Modeartikeln reagieren. Mit anderen Worten: Sie kaufen weiter ein, wenn die Preise für Bekleidung steigen.


Doch ist das wirklich so? In Bezug auf Mode wurde 2005 eine Studie über Verbraucher und Verbraucherinnen in den USA veröffentlicht. Diese hob hervor, dass Männer und Frauen gleichermaßen empfindlich auf steigende Preise reagieren (was sie in der Folge dazu veranlasst, weniger zu kaufen). Bei anderen Verbraucher-Studien findet man eine umgekehrte Tendenz: Männer sind leichter manipulierbar. Eine aktuelle Studie aus dem Jahr 2022 über Zigaretten zeigt, dass Männer und Frauen gleichermaßen empfänglich für Preiselastizität sind.


Die Entscheidung, die Preise für Frauenkleidung stärker zu erhöhen als die für Männer, könnte also schlicht und ergreifend auf ein Stereotyp zurückzuführen sein. Das hieße in der Konsequenz: Wenn sich Unternehmen von diesem Stereotyp verabschieden, könnten sie Männer und Frauen mit der gleichen Inflation belasten, ohne ihren Absatz zu beeinträchtigen.