Psychische Erkrankungen: Arbeitsunfähigkeit nimmt zu!

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So steht es in einem Artikel der “NZZ am Sonntag” vom 3. Dezember 2022. Ausgewertet wurden Daten von der Schweizer PK Rück von 250.000 Angestellten aus 6.000 Unternehmen. Demnach stieg allein 2022 der Anteil der psychischen Erkrankungen, die zur Arbeitsunfähigkeit führten, um mehr als 20% und ist daher so hoch wie noch nie. Im Schnitt fehlen die Betroffenen bis zu elf Monate im Unternehmen.

Vergleichbares meldete auch die DAK in ihrem Psychreport 2022. Daten von mehr als 2,4 Millionen Beschäftigten wurden ausgewertet mit dem Ergebnis: “Der Arbeitsausfall wegen psychischer Erkrankungen erreichte 2021 einen neuen Höchststand. Das Niveau lag mit 276 Fehltagen je 100 Versicherte um 41% über dem von vor zehn Jahren.”

Während der Pandemie zeigten sich bei Frauen ab 55 Jahren die mit Abstand höchsten Steigerungsraten unter allen Beschäftigten: Hier erhöhte sich die Anzahl der Fehltage um 14%. Frauen sind von psychischen Erkrankungen anders betroffen als Männer: Sie leiden stärker unter Ängsten, während Männer häufiger wegen Störungen in Folge von Alkoholmissbrauch oder anderem Drogenkonsum krankgeschrieben sind.

Doch auch der Anteil psychischer Krankheiten bei 15- bis 24-Jährigen ist binnen 15 Jahren von 12% auf 18% gestiegen – mit einem deutlichen Anstieg seit dem Pandemiejahr 2020, wie auch das Statistische Bundesamt vermeldet.

Generell nahmen Angststörungen unter Corona überdurchschnittlich stark zu, wie der DAK-Report zeigt. Angst ist eigentlich eine natürliche körperliche Reaktion auf bedrohliche, ungewisse oder unkontrollierbare Situationen. Doch dieser biologische Mechanismus kann aus den Fugen geraten und irgendwann zur Krankheit werden. Angststörungen verursachten 2021 rund 21 Ausfalltage je 100 Versicherte – 77% mehr als noch vor zehn Jahren.

Doch auch neue Krankheitsbilder führen zu langen Krankschreibungen, wie die Schweizer Krankenkassen melden. Dazu gehören posttraumatische Belastungs- und Anpassungsstörungen, das Fatigue- oder auch das Post-Covid-Syndrom. Bei letzterem ist jedoch umstritten, inwiefern dieses zu den psychischen Erkrankungen zählt.

“Krankschreibungen aus psychischen Gründen nehmen in der Schweiz wie in anderen Industrieländern seit langem stetig zu”, schreibt die SWICA in einer Pressemeldung vom 23. März 2022. “Diese Entwicklung ist nicht nur individuell und für den Betrieb belastend, sondern auch gesellschaftlich und volkswirtschaftlich: Sie stellt die wichtigste Ursache für Langzeitarbeitslosigkeit und Invalidisierung dar.”

Faktisch kristallisiert sich jedoch heraus, dass die Corona-Pandemie zu einem starken Anstieg einiger psychischer Krankheiten geführt hat. Die Fälle von Depressionen und Angststörungen sind weltweit allein im ersten Pandemiejahr um 25% gestiegen, berichtete auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in einem Bericht über mentale Gesundheit vom 17. Juni 2022.

“Aufgrund ihrer weiten Verbreitung in der Bevölkerung haben insbesondere Depressionen, Angststörungen, Suchterkrankungen und Demenzerkrankungen große Public-Health-Relevanz”, meldet das RKI auf seiner Webseite und auch hier werden direkte Verbindungen der erhöhten psychischen Krankheiten in direkter Verbindung als Folgen der Pandemie angesehen. Depressive Symptome (Interessenverlust und Niedergeschlagenheit) nahmen von Herbst 2020 bis Frühjahr 2021 und erneut Ende 2021 bis Frühjahr 2022 deutlich zu.

Die Entwicklung betrifft alle Geschlechter, Bildungs- und Altersgruppen, ganz besonders Frauen, jüngere Erwachsene und über 65-Jährige. Auf eine Verschlechterung der psychischen Gesundheit weisen auch Ergebnisse zu Angstsymptomen (Ängstlichkeit und unkontrollierbare Sorgen) und subjektiver psychischer Gesundheit hin. Im Zeitraum März-September 2021 gaben 7% der Bevölkerung eine auffällige Belastung durch Angstsymptome an, im Zeitraum März-Juni 2022 waren es 11%. Zeitgleich sank der Anteil mit selbsteingeschätzter “sehr guter” oder “ausgezeichneter” psychischer Gesundheit von 44% auf 40% ab.

Laut RKI deuten die Befunde darauf hin, dass sich wesentliche Merkmale psychischer Gesundheit in der erwachsenen Bevölkerung nach anfänglicher Resilienz zu Pandemiebeginn seit Ende 2020 verschlechtern. Das vermehrte Auftreten von depressiven und Angstsymptomen sowie die verschlechterte subjektive psychische Gesundheit zum Ende des Beobachtungszeitraums im Juni 2022 erfordern aktuell Wachsamkeit.