Smartphone & Wellbeing

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Eine Studie von Sapien Labs, erschienen am 15. Mai 2023, zeigt: Das psychische Wohlbefinden der jüngeren Generation nimmt weltweit immer mehr ab. Ein wesentlicher Faktor dabei scheint das Smartphone zu sein, das einen 24/7-Zugang zum Internet ermöglicht und die kognitiven und sozialen Gewohnheiten der Menschen deutlich zu verändern scheint. Besonders ausgeprägt ist diese Veränderung bei den jungen Menschen im Alter zwischen 18 und 24 Jahren, die mit dem Smartphone aufgewachsen sind und keine Welt mehr ohne digitale Vernetzung kennen.

Diese Studie nutzte globale Daten von 27.969 18-24-Jährigen, die zwischen Januar und April 2023 durch das Global Mind Project (früher bekannt als Mental Health Million Project) erhoben wurden. Das Global Mind Projekt untersucht fortlaufend das globale psychische Wohlbefinden sowie verschiedene Lebensstil- und Lebenserfahrungs-Faktoren. Die Daten werden zu einem Mental Health Quotient (MHQ) zusammengefasst und verglichen.

Die wichtigsten Ergebnisse lauten wie folgt:

  • Das psychische Wohlbefinden verbesserte sich durchweg mit zunehmendem Alter des Erstbesitzes eines Smartphones oder Tablets, mit einer stärkeren Veränderung bei Frauen im Vergleich zu Männern.
  • Das soziale Selbst, ein Maß dafür, wie wir uns selbst sehen und wie wir mit anderen umgehen, und eine von sechs Dimensionen psychischer Funktionen, verbesserte sich am deutlichsten mit dem Alter des ersten Smartphone-Besitzes sowohl bei Frauen als auch bei Männern. Bei Frauen verbesserten sich auch andere Dimensionen wie Stimmung & Ausblick sowie Anpassungsfähigkeit und Belastbarkeit ebenfalls stark mit dem Alter des Smartphone-Erwerbs.
  • Probleme mit Selbstmordgedanken, Aggressionen gegenüber anderen, das Gefühl, von der Realität losgelöst zu sein, und Halluzinationen nahmen bei Frauen am stärksten und signifikantesten mit dem Alter ab, in dem sie zum ersten Mal ein Smartphone besaßen, und auch bei Männern, wenn auch in geringerem Ausmaß.
  • Der Zusammenhang zwischen dem psychischen Wohlbefinden im Alter von 18 bis 24 Jahren und dem Alter, in dem das erste Smartphone erworben wurde, ist signifikant, auch bei denjenigen, die keine traumatischen oder negativen Kindheitserfahrungen gemacht hatten.

Die Daten des Global Mind Project haben durchweg gezeigt, dass das allgemeine psychische Wohlbefinden in der internetfähigen Welt für jede jüngere Generation systematisch schlechter ist. Dieser Trend ist in 65 Ländern auf allen Kontinenten zu beobachten und hat sich durch die COVID-19-Pandemie noch verschärft.

Smartphones behindern die Entwicklung sozialer Fähigkeiten und sozialer Bindungen

Zunehmend zeigt sich eine zunehmende Unfähigkeit, sich angemessen in das soziale Gefüge zu integrieren, je früher junge Menschen regelmäßig ein Smartphone nutzen. Doch was heißt das genau?

Das soziale Verhalten ist komplex; es beinhaltet das Lesen und Dekodieren von Nuancen in der Mimik, der Körpersprache, dem Tonfall, der Berührung und sogar olfaktorischen Hinweisen, um Absichten zu erkennen, eine Verbindung herzustellen und Vertrauen aufzubauen. Wie bei Mannschaftssportarten muss dies alles von frühester Kindheit an gelernt werden. Es erfordert wiederholtes Üben, um die Fähigkeit zu entwickeln, menschliche Interaktionen zu “lesen”, zu deuten und darauf aufbauend Beziehungen aufzubauen, die ein Gefühl der Zugehörigkeit und einen Puffer gegen die Widrigkeiten des Lebens vermitteln.

Je jünger man in der Kindheit ein Smartphone bekommt, desto mehr Zeit verbringt man im Durchschnitt in einer virtuellen Welt. In Anbetracht der statistischen Zahlen von 5 bis 8 Stunden pro Tag, die in der Kindheit online verbracht werden, wird aktuell angenommen, dass dadurch bis zu 1.000 bis 2.000 Stunden pro Jahr verloren gehen könnten, die sonst mit verschiedenen sozialen Interaktionen von Angesicht zu Angesicht verbracht würden, um diese wichtigen Fähigkeiten zu erlernen und zu beherrschen und starke Beziehungen aufzubauen.

Die virtuelle Welt kann wichtige und wesentliche sensorische Modalitäten der menschlichen sozialen Interaktion und Bindung eliminieren, wenn nicht gleichzeitig ein notwendiger Ausgleich in der realen Welt geschaffen wird. Um eine verzerrte Wahrnehmung der eigenen sozialen Welt zu vermeiden, sollten Erziehungsberechtigte, genauso wie Erzieherinnen und Erzieher und Lehrerinnen und Lehrer darauf achten, die Fähigkeiten der sozialen Interaktion zu betonen und zu schulen.