Simone de Beauvoir

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Simone de Beauvoir (1908-1986) ist eine Ikone der modernen Philosophie. Als Wegbereiterin der feministischen Philosophie und engagierte Frauenrechtlerin ging sie in die Geschichte ein. Berühmt war sie aber auch als Begleiterin von Jean-Paul Sartre und als Mitbegründerin der Philosophie des Existenzialismus. Für ihre Studie über die Rolle der Frau in “Das andere Geschlecht” wurde sie 1954 mit dem “Prix Goncourt” ausgezeichnet, dem höchsten französischen Literaturpreis. Das Werk wurde ein Welterfolg und gilt als Meilenstein der feministischen Literatur.

„So ist die Passivität, das wesentliche Charakteristikum der „weiblichen“ Frau, ein Zug, der sich von den ersten Jahren an ihr entwickelt. Doch die Behauptung, es handele sich hier um eine biologische Gegebenheit, ist falsch. In Wirklichkeit handelt es sich um ein von den Erziehern und von der Gesellschaft auferlegtes Schicksal. […] Der Junge erlernt seine Existenz als freie Bewegung auf die Welt hin. Bei der Frau hingegen besteht von Anfang an ein Konflikt zwischen ihrer autonomen Existenz und ihrem „anders-sein“. Man bringt ihr bei, dass sie, um zu gefallen, sich zum Objekt machen muss. Sie muss folglich auf Autonomie verzichten. Man behandelt sie wie eine lebende Puppe, und man verweigert ihr die Freiheit. So entsteht ein circulusvitiosus, denn je weniger sie ihre Freiheit ausübt, um die sie umgebende Welt zu verstehen, zu erfassen und zu entdecken, um so weniger Anregung wir sie in ihr finden, um so weniger wird sie es wagen, sich als Subjekt zu behaupten. Würde sie dazu ermutigt, könnte sie die gleiche lebhafte Ausgelassenheit, die gleiche Neugier, die gleiche Unternehmungslust, die gleiche Kühnheit an den Tag legen wie ein Junge.“ („Das andere Geschlecht – Sitte und Sexus der Frau“)